aktiv NRW Nr. 2023.02

Roter Teppich für König Kunde Konsum Mit neuen Konzepten wehrt sich der Handel gegen die Online-Konkurrenz. Eine Chance für die Innenstädte? fen, neue Lieblingsorte. Dann kommen die Menschen zurück in die Stadt.“ Mit dem Lighthouse-Store im Berliner Alexa versucht der Konzern, diesen Anspruch einzulösen. „Wir hatten bereits Kochshows, eine DJane hat aufgelegt, es gab Gaming-Events und Influencer, die von hier gesendet haben“, zählt Marktleiter Schirmag auf. Grundbedürfnisse werden heute per Mausklick gedeckt Laut einer aktuellen Studie der Münchner Unternehmensberatung Cima bezeichnen 60 Prozent der Deutschen gute Einkaufsmöglichkeiten als essenzielles Innenstadt-Merkmal. Doch sie erwarten längst mehr: Stadtgrün und Gastronomie zum Beispiel. Für Kirstin FOTOS: AKTIV/XXXXXXXXXXX (5) des Online-Shoppings am Gesamtumsatz des Handels im vergangenen Jahr um fast 2 Prozent auf nunmehr knapp 16 Milliarden Euro. Insgesamt gingen im deutschen Handel 713 Milliarden Euro über die Ladentheke. Nach den frustrierenden Corona-Lockdowns wittert der stationäre Handel also ein wenig frische Morgenluft. „Die Sehnsucht nach Begegnung ist nach Corona so groß wie nie. Wenn man da mit dem richtigen Konzept rangeht, dann werden die Innenstädte auch wieder funktionieren“, sagt Jörg Bauer, Vertriebschef von Media Markt Saturn. Nur der Einheitsbrei der Einkaufsstraßen, der reiche eben nicht mehr. „Wir müssen Orte zum Verweilen schafBerlin. Schickes Ambiente, Kaffeebar, Erlebnisflächen mit viel Action, Moos an den Wänden fürs gute Raumklima, in der Mitte eine Rolltreppe, die wirkt wie der rote Teppich für Filmstars. Wer sehen will, wie die Zukunft des Shoppings aussehen könnte, wird hier fündig: im neu eröffneten Media Markt im Berliner Mega-Einkaufstempel Alexa. Die Filiale ist der erste „Lighthouse-Store“ des Handelskonzerns Media Markt Saturn in Deutschland. Neben Wohlfühlatmosphäre und Service setzt man vor allem auf: Emotion. „Ware auf Palette ist nicht mehr genug“, sagt Marktleiter Arvid Schirmag. „Wir müssen den Kunden etwas bieten, das sie online nicht finden.“ Bloß: Reicht das, um König Kunde weg vom Online-Shopping und zurück in die Innenstädte zu locken? Es braucht „Lieblingsorte“ in den Innenstädten Könnte so sein. Laut einer Analyse der Beraterfirma Capgemini und des Kölner Instituts für Handelsforschung zieht es die Deutschen nach dem Ende der Pandemie wieder verstärkt in die Ladengeschäfte! Dazu passen auch die offiziellen Zahlen: So sank der Anteil Pukall, Leiterin des Referats Einzelhandel im Bundeswirtschaftsministerium, ist das keine Überraschung. „Man geht nicht mehr in die Stadt, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen, das kann man online tun“, sagt sie. „Man geht in die Stadt, um was zu erleben, Freunde zu treffen. Oder was zu essen.“ Gastronomie ist wichtig – aber nicht überall immer willkommen Gastronomie also. Doch ausgerechnet der wird nicht selten das Leben in der Innenstadt schwer gemacht – durch die Bürokratie. Davon kann Denise Schilp, Expansionsmanagerin bei der Restaurantkette „Hans im Glück“, ein Liedchen singen. „Unser Unternehmen ist auf Wachstumskurs, wir suchen ständig neue Standorte“, sagt Schilp. Doch trotz Leerstand in der City renne man bei den Verwaltungen nicht immer offene Türen ein. „Da heißt es beispielsweise: Oh, ihr wollt Außenbestuhlung? Sorry, das ist bei uns in der Stadt aber nicht erlaubt.“ Den Leerstand wird man so kaum bekämpfen können. Bitter: Laut einer Erhebung des Forschungsinstituts EHI Retail klagen bereits 70 Prozent aller deutschen Kommunen über leere Ladenlokale im Zentrum. Wegen der Online-Konkurrenz, auch wegen Corona. „Das Kaufverhalten hat sich nun mal nachhaltig verändert“, sagt MediaMarkt-Boss Jörg Bauer. „Wir können nicht mehr den Laden aufsperren in der Hoffnung, dass ausreichend Menschen zu uns kommen.“ Deshalb die neuen Erlebnisansätze, deshalb der Versuch, den Einkauf zu emotionalisieren. Bauer: „Denn ohne Emotion verkaufst du heute kein Produkt mehr.“ ULRICH HALASZ Schicke Treppe: Marktleiter Arvid Schirmag im neuen Berliner Flagship-Store des Elektronikriesen Media Markt Saturn. Wachstumskurs: Filiale des Burger-­ Braters Hans im Glück. Allerdings wünscht sich das Unternehmen mehr Flexibilität bei den Stadtverwaltungen. Edel: Statt in Regalen wird die Ware in eigenen Marken-Boutiquen präsentiert. Inszenierung: Auch Staubsauger lassen sich emotional in Szene setzen. Kochshow: Im Berliner Flagship-­ Store setzt der Elektroriese Media Markt vor allem auf Emotionen. FOTOS: AKTIV/DANIEL DIETZ (4) FOTO: IMAGO/MANFRED SEGERER 18. März 2023 aktiv 5

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