aktiv NRW Nr. 2023.02

4 aktiv 18. März 2023 NRW-Nachrichten Rekord bei Außenhandel Düsseldorf. Im Jahr 2022 hat die nordrhein-westfälische Wirtschaft beim Ex- und Import Rekordwerte erreicht. Sie verkaufte Produkte im Gesamtwert von knapp 234 Milliarden Euro ins Ausland, fast 16 Prozent mehr als 2021. Im Gegenzug kamen Erzeugnisse für insgesamt rund 315 Milliarden Euro in den Westen (plus 20 Prozent). Wichtigste Ausfuhrgüter waren chemische Erzeugnisse (41 Milliarden Euro) und Maschinen (32 Milliarden), so das Statistische Landesamt. Wanderfalken mit viel Nachwuchs Düsseldorf. Der Naturschutzbund (Nabu) hat in NRW im vergangenen Jahr deutlich mehr Wanderfalken-Junge gezählt als 2021. 500 junge Tiere sind 2022 ausgeflogen, teilte der Nabu NRW mit. 2021 waren es etwa 420 Jungfalken. Die Zahl der Revierpaare blieb mit 265 allerdings konstant. Der Bruterfolg sei auch auf den Klimawandel zurückzuführen. Warmes und trockenes Wetter würden sich positiv auswirken. Brösel-Brücken Düsseldorf. In NRW sind Hunderte Straßenbrücken, die in die Zuständigkeit des Landes fallen, ein dringender Sanierungsfall oder gar nicht mehr zu retten: Demnach müssen allein 205 Brücken an Landes- und Bundesstraßen wegen ihres schlechten Zustands abgerissen und neu gebaut werden. Weitere 69 Bauwerke sind instand zu setzen und 22 zu verstärken. Gesamtkosten laut Landesverkehrsministerium: gut 1,8 Milliarden Euro. In die Zuständigkeit des Landes fallen 6.422 Brücken, davon 2.583 im Zuge von Bundesstraßen und 3.839 an Landesstraßen. 42.500 Schüler aus der Ukraine Erster Deutschunterricht: Ukrainische Jugendliche an einer Schule in Essen. Düsseldorf. Die Zahl der ukrainischen Schüler und Schülerinnen in NRW ist heute 17-mal so hoch wie vor dem russischen Überfall. 42.500 Kinder und Jugendliche mit dieser Staatsangehörigkeit werden im laufenden Schuljahr an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterrichtet, berichtet das Statistische Landesamt. Sie haben somit einen Anteil von knapp 2 Prozent an allen rund 2,5 Millionen Schülern und Schülerinnen in NRW. FOTO: IMAGO IMAGES/FUNKE FOTO SERVICES Berlin. Tief unter der Erde Brandenburgs liegen sie: 67.000 Tonnen Kohlendioxid. Fünf Jahre lang presste man das Klimagas bei Ketzin in 630 Meter Tiefe. 2013 war Schluss. Bürgerproteste, Politikerwiderstand und ein restriktives Kohlendioxid-Speicherungsgesetz setzten der Technik ein Ende. Jetzt ist das Thema wieder heiß. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, damals prominenter Gegner des Speicherns, macht sich heute für das Wegpacken von Klimagas stark: „Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre.“ Der Grund für den Sinneswandel: Bis 2045 will die Regierung Deutschland klimaneutral machen, sagt Klimaschutzexperte Jens Burchardt von der Beraterfirma Boston Consulting Group (BCG): „Das Ziel, netto kein Klimagas mehr auszustoßen, werden wir ohne CO2-Speicherung nicht erreichen!“ 30 bis 55 Millionen Tonnen im Jahr lassen sich nicht vermeiden Denn es gibt ein Problem: Manche Branchen wie etwa die Zement- und Kalk-Industrie können Teile ihrer CO2-Emissionen nicht vermeiden. Dort werden zwei Drittel des Kohlendioxids durch das Brennen aus dem Rohmaterial freigesetzt. Auch bei Müllverbrennung und Glashütten gibt es prozessbedingte Emissionen. „In diesen Fällen ist das Wegspeichern des CO2 die Alternative“, erklärt Burchardt. Das Klimagas würde dazu in Waschanlagen aus den Abgasen der Fabrik abgetrennt, verflüssigt und dann irgendwo tief in die Erde gepresst. Der englische Fachbegriff dafür heißt „Carbon Capture and Storage“, kurz: CCS. Auch die Landwirtschaft lässt sich so klimaneutral machen. Für das stark klimaschädliche Methangas aus Rindermägen zum Beispiel würde man eine gleich schädliche Menge CO2 verpressen, die man etwa aus der Luft filtert. Laut Studien lassen sich hierzulande 30 bis 55 Millionen Tonnen Klimagas pro Jahr nicht vermeiden. Die könnte man in erschöpften Erdgasfeldern in Norddeutschland speichern oder unter der Nordsee. Dort bietet zwei Kilometer unter dem Meeresboden Buntsandstein viel Platz, berichtet Professor Klaus Wallmann vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. „Die Kapazitäten reichen für Jahrzehnte!“ Die geologische Bundesanstalt schätzt die Aufnahmefähigkeit auf 4 bis 10 Milliarden Tonnen Klimagas. In der gesamten Nordsee kalkulieren Experten sie auf gewaltige 150 Milliarden Tonnen. Die größten Speicher liegen vor der Küste Norwegens. Schon seit 1996 packt der Equinor-Konzern unter der Gasförderanlage Sleipner CO2 weg. Dort und unter der Anlage Snohvit pumpt Kohlendioxid? Wegspeichern! Klimaschutz Nicht vermeidbares Treibhausgas soll unter die Erde – die lange umstrittene CCS-Technik erscheint in neuem Licht So funktioniert die Speicherung Beispiel Brandenburg: Klimagas wird in 630 Meter Tiefe gepresst; dort verteilt es sich im Gestein. Zum Höhenvergleich: rechts der Berliner Fernsehturm Verschiedene Gesteinsschichten CO2-Speichergestein Quelle: Deutsches Geo-Forschungs-Zentrum GFZ aktiv man jährlich 1,7 Millionen Tonnen in die Tiefe. Jetzt will Norwegen das zum Geschäft machen. Ähnliche Projekte gibt es in Island, Großbritannien oder den Niederlanden. Umweltschützer protestieren gegen solche „CO2-Endlager“. Wie sicher sind sie? Bei dem Speicherversuch in Brandenburg gab es bisher keine Undichtigkeiten. Die Risiken am Meeresboden erforscht seit 15 Jahren Professor Wallmann. Auch er sagt: „Bei den norwegischen Anlagen haben wir keine Leckagen entdeckt.“ Die Speichertechnik braucht eine Anschubfinanzierung Ganz ausschließen könne man Lecks jedoch nicht. Im Umkreis alter Bohrlöcher trete schon mal Gas aus, wenige Tonnen im Jahr. „Käme es zu ähnlichen CO2-Leckagen, wäre der Schaden gering, wie Tests zeigten“, sagt Wallmann. „Das ist verantwortbar.“ Zumal die Nordsee pro Jahr ohnehin 35 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre aufnehme. Was kostet die Entsorgung? „Im Jahr 2030, bei etablierter Infrastruktur, rechnen wir für die meisten Branchen mit 70 bis 100 Euro pro Tonne CO2“, sagt BCG-Experte Burchardt. Das wäre dann wohl preiswerter, als für den Ausstoß des Gases zu zahlen (CO2-Preis). Aber: Für die Firmen, die das als Erste nutzen, werde es anfangs sehr teuer, zumindest bis Pipelines, Kesselwagen, Terminals und Tankschiffe gebaut und finanziert sind. „In dieser Phase wird öffentliche Anschubunterstützung nötig sein.“ Viel Arbeit für Minister Habeck. HANS JOACHIM WOLTER FOTO: PICTURE ALLIANCE/KLAUS-DIETMAR GABBERT Erfolgreicher Speicherversuch: Ein Geologe dreht 2013 den Zulauf der Anlage in Brandenburg ab. Circa 800 Meter CO2 „ Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister

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