aktiv NRW Nr. 2024.05

8 aktiv | 27. Juli 2024 Schwerpunkt Lastverkehr nur rund 140 Exemplare auf Europas Straßen unterwegs. „Und das fast ausschließlich in Pilotprojekten“, sagt Philipp Radtke, Nutzfahrzeug-Experte der Unternehmensberatung McKinsey. Dafür gibt es vor allem drei Gründe: ● Die Technologie der Brennstoffzelle. „Sie erzeugt mit Wasserstoff den Strom für die E-Motoren und ist noch komplexer als die Batterietechnologie“, erklärt Radtke. Speziell in einem Fahrzeug, das jedem Klima trotzen muss, tue sie sich noch schwer. Zudem brauchen auch H2-Fahrzeuge eine kleine Batterie als Ergänzung, sagt Professor Achim Kampker, Experte für Elektro-Antriebe der RWTH hierzulande aktuell nicht mehr. Seit der Energiekrise ist zudem der Preisvorteil von Strom gegenüber dem Diesel wieder weg. Und die Lade-Infrastruktur an den Autobahnen fehlt noch. Stärker als beim Massenmarkt Pkw entwickelt sich deshalb bei Lastwagen die Debatte über künstliche Kraftstoffe. „Wir müssen auch andere Technologien in den Blick nehmen, E-Fuels zum Beispiel“, sagt Experte Radtke. Ohne E-Fuels wird die Mobilität in Zukunft nicht gehen Der Autoherstellerverband VDA plädiert ebenfalls für einen „technologieoffenen Ansatz“. Mit E-Fuels können künftig alte Trucks klimaschonend fahren. Zudem werden die Treibstoffe für Bau- und Landmaschinen gebraucht wie etwa Mähdrescher, deren Motoren das Fahrzeug plus Schneidwerk und weitere Technik antreiben. Unerlässlich sind E-Fuels für Passagierflugzeuge und Schiffe. aktiv erklärt, was Sie über die Antriebe und Treibstoffe für Lkws der Zukunft wissen sollten. Aachen: „Die Brennstoffzelle mag ständiges Beschleunigen und Abbremsen nicht.“ Der häufige Wechsel schade ihr, die Batterie könne das abfedern. ● Die Infrastruktur. Aktuell gibt es nur sehr wenige H2-Ladesäulen. Unklar ist, wer das Angebot ausbaut – und wann. ● Verfügbarkeit und Kosten. Wasserstoff benötigen außer den Logistikern auch andere Branchen – darunter sehr energieintensive. „Allein ein Stahlwerk braucht so viel Wasserstoff wie alle Lkw-Verkehre in Europa zusammen“, sagt Radtke. Bis das schmale Angebot mit der riesigen Nachfrage mithalten kann, könnten viele Jahre vergehen. Und das spiegelt sich im Preis. Trotzdem ist der Traum vom emissionsfreien H2-Lkw nicht ausgeträumt. Hoffnung macht jetzt – ausgerechnet – der Verbrennungsmotor! Gerade hat Volvo Trucks angekündigt, nach DAF und MAN nun auch Lkws zu entwickeln, die mit Wasserstoff-Verbrennung fahren können. Straßentests sollen 2026 starten. 250 Kilometer Reichweite: Die sechs wasserstoffbetriebenen Müllfahrzeuge der Stadt Herne sind eines der raren Beispiele für H2-Lkws außerhalb von Pilotprojekten. Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Lkws, die mit grünem Wasserstoff (H2) fahren, pusten null Klimagase in die Luft – und haben noch dazu eine sagenhafte Reichweite! Auf der Straße scheiden solche Fahrzeuge nur Wasser aus. Wird das Wasserstoff-Gas mit „grünem“ Strom produziert, entsteht auch dabei kein CO2. Noch dazu fahren von einer Brennstoffzelle angetriebene Lkws mit einer Tankfüllung Wasserstoff, Stand heute, deutlich weiter als ihre batteriebetriebenen Pendants. So verlockend die Möglichkeiten sind, so trist ist aktuell noch die Realität beim Wasserstoff-Lkw. Laut den neuesten Daten des European Alternative Fuel Observatory sind derzeit Die Batterie-Laster rollen an. Die Messe IAA Transportation demnächst in Hannover dürfte den Startschuss für eine neue Zeit im Lastverkehr geben. Auch wenn diese E-Lkws einen schweren Akkupack mitschleppen – viele Hersteller wollen mit ihnen in den klimaschonenden Schwerverkehr einsteigen, berichtet Nutzfahrzeug-Experte Philipp Radtke vom Beratungsunternehmen McKinsey in München. „Bis 2025 kommen in Europa und Nordamerika 60 batterieelektrische Trucks auf den Markt oder in die Produktion.“ FOTO: IMAGO/FUNKE FOTO SERVICES Hoffnungsträger Wasserstoff Gasantrieb Bei Brennstoffzellen sind noch viele Fragen offen – aber es gibt neue Ideen Die Batterie-Trucks kommen Elektro-Lkws Preis und fehlendes Ladenetz machen Probleme der Wasserstoff-Truck kommt kaum voran, und die Hersteller stehen unter Druck: Schon nächstes Jahr, so schreibt die EU vor, sollen 15 Prozent der neu zugelassenen Laster und Busse emissionsarm sein, 2030 dann bereits 30 Prozent. Werden die Quoten nicht erreicht, drohen hohe Strafzahlungen. Rund 220 Milliarden Euro investieren deutsche Autohersteller zwischen 2022 und 2026 weltweit in Forschung und Entwicklung, vor allem in die E-Mobilität inklusive Batterietechnik und in die DigitalisieMercedes-Benz etwa geht mit dem batterieelektrischen eActros 600 ins Rennen. Er soll „langfristig die Mehrheit der Diesel-Lkws“ ablösen. Er schafft 500 Kilometer Strecke ohne Ladestopp, mit Zwischenladen und Pause für den Fahrer über 1.000 Kilometer. Und er schleppt bis zu 22 Tonnen Nutzlast. EU schreibt Quoten für emissionsarme Lkws vor Auch MAN, Volvo, Renault, DAF und Tesla setzen auf den Batterie-Lkw. Denn H2 Newsletter Jetzt abonnieren: aktiv-online.de/ newsletter

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