aktiv NRW Nr. 2024.05

Viele Fragen, klare Antworten: Arndt G. Kirchhoff nimmt Stellung zu den drängenden Herausforderungen für Unternehmen und den Standort Deutschland. „ Die Bedingungen sind nicht ideal für Investitionen hierzulande „Strafzölle machen alles teurer“ Interview Wie kann der Automobil-Industrie der Umbau zur Klimaneutralität gelingen? Welche Auswirkungen haben Strafzölle auf chinesische E-Autos? Zu den drängenden Fragen für Deutschlands Paradebranche sprachen wir mit Arndt G. Kirchhoff VON BERIT SCHMIEDENDORF Die stagnierende Wirtschaft hierzulande, die Abkehr von der Globalisierung, die gewaltigen Kosten für den Umbau zur Klimaneutralität: All das trifft die AutomobilIndustrie besonders. Wie mit den Herausforderungen umgehen? Darüber sprachen wir mit Arndt G. Kirchhoff. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kirchhoff-Gruppe und Präsident des Arbeitgeberverbands METALL NRW. Wie bewältigen Unternehmen in Deutschland all die enormen und anhaltenden Herausforderungen unserer Zeit? Die größte Hürde ist, dass wir kein Wachstum haben. Wir kommen nicht vorwärts, wir treten auf der Stelle. Mit Nullwachstum ist es komplizierter, die Zukunft zu planen, schließlich muss man den Umbau zur Klimaneutralität ja finanzieren. Hinzu kommt, dass wir schon seit Sommer 2018 keinerlei Produktivitätssteigerungen mehr verzeichnen. Damit fehlt uns das innere Wachstum, das Mittel freisetzt, um investieren zu können. Darüber hinaus haben wir die Frage der sonstigen wettbewerblichen Rahmenbedingungen: Das betrifft Steuern und Abgaben, den Zustand der Infrastruktur sowie all das, was außerdem noch neu gebaut werden muss. Kurz gesagt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht ideal, um in Deutschland in die Zukunft zu investieren. Sie als Automobilzulieferer treffen all diese Probleme doch ganz besonders … Nein, denn wir bewegen uns auf dem Weltmarkt. Und wenn Sie auf dem Weltmarkt agieren, lokalisieren Sie ihre Produkte, es wird also vor Ort produziert: in Südamerika, Nordamerika, Asien und natürlich auch in Europa. Wir entscheiden in jedem Einzelfall: Wo ist die Produktion aus Kundensicht und aus unserer Perspektive am besten aufgehoben? Und wenn wir feststellen: Das ist aber nicht gerade Deutschland, dann wird eben nicht hier investiert. Und Sie sehen das an allen Zahlen: Wir investieren nicht in Deutschland und das Ausland auch nicht. Was macht die KirchhoffGruppe, um klimaneutral zu werden? In Europa beziehen wir für alle Werke zu 100 Prozent grünen Strom. Und in Europa haben wir auch schon Stahlhersteller, die begonnen haben, grünen Stahl zu produzieren. An einem dieser Unternehmen in Skandinavien haben wir uns sogar beteiligt. Wir stehen zu den Klimazielen, doch wenn Sie einen globalen Markt bedienen, dann sind Sie auch in Regionen tätig, wo es täglich Stromabschaltungen gibt. Dort muss man seine Produktion danach ausrichten, ob es gerade Strom gibt oder nicht. In weiten Teilen Asiens und in vielen anderen Ländern brauche ich nicht davon zu FOTOS: AKTIV/DANIEL ROTH (3) 4 aktiv | 27. Juli 2024 Industrie hautnah

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