aktiv NRW Nr. 2023.02

aktiv Meine Arbeit. Mein Leben. Meine Zukunft. 18. März 2023 • 9926 • Ausgabe Nordrhein-Westfalen • 52.Jahrgang • Nr. 2 Internet Weitere Berichte aus der Industrie aktiv-online.de/nrw „ Computer? Nein! Wollte was mit den Händen machen Er lernt Werkzeugmechaniker: Azubi David Zuzanski von der Metallfirma Lang + Menke hat ein gutes Auge fürs Detail. > 3 FOTO: AKTIV/DANIEL ROTH Bessere Chance Der Klöckner-Konzern fördert Kids im Problemviertel Duisburg-Marxloh. aktiv hat sich das mal angesehen. > 16 Schlechtere Note Im ZEW-Standort-Ranking landet Deutschland nur noch auf Platz 18. Warum? > 7 Bessere Regel Die Zuwanderung von Fachkräften soll erleichtert werden. Das ist auch nötig. > 6 FOTO: AKTIV/DANIEL ROTH aktiv Wirtschaftszeitung für Arbeitnehmer / IW Medien Adressfeld Gesundheit Claudia Halter litt unter Depressionen. Was ihr half – und wie man als Kollege mit Betroffenen umgehen kann > 12-13 Energie Der Strompreis schwankt laufend. Das nutzen neue smarte Tarife aus – mit denen man sparen kann > 14 Strom schlauer nutzen! FOTOS: ELECTRICEYE – STOCK.ADOBE.COM (2), JANVIER – STOCK.ADOBE.COM (MÜNZE); MONTAGE: AKTIV FOTO OBEN: AKTIV/OLIVER BODMER Inflationsrate Teuerung soll 2023 sinken Wiesbaden/Frankfurt. Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Jahresschnitt 2022 um 7,9 Prozent gestiegen. Dies liegt vor allem an Russlands Einmarsch in die Ukraine: „Die historisch hohe Teuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs getrieben“, stellt Ruth Brand fest, die Präsidentin des Statistischen Bundesamts. Auf diese Ausnahmesituation hat die Regierung mit vielen Entlastungsmaßnahmen reagiert, etwa mit der Gas- und der Strompreisbremse sowie der staatlich geförderten Inflationsausgleichs- prämie. Diese ist inzwischen schon in vielen Branchen tariflich vereinbart worden. Um die Inflation zu bekämpfen, haben die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins schon mehrmals angehoben, weitere Zinsschritte werden erwartet. Als Jahresdurchschnitt 2023 erwartete der „Consensus Forecast“ im Februar eine Inflationsrate von 6,2 Prozent. Dieses Konjunkturbarometer ermittelt den Durchschnitt der Prognosen von rund 30 Banken und Forschungsinstituten. Familie & Beruf Hier klappt die Balance – für die Väter! Köln. Privates und den Job unter einen Hut bringen – das ist ein wichtiges Thema für immer mehr Metall- und Elektro-Betriebe in NRW. Traditionell wurden familienfreundliche Angebote der Firmen vor allem von Frauen genutzt. Doch das ändert sich: Die jungen Männer von heute wollen sich in Sachen Familie mehr einbringen. aktiv berichtet über Unternehmen, die sich diesem wichtigen gesellschaftlichen Trend stellen – auch aus eigenem Interesse. > 8-9

Ihre Meinung zum Thema? leitartikel@aktiv-online.de Landwirt beim Spritzen: Die EU will den Einsatz der Mittel bis 2030 halbieren. werden. Das fordert auch der Agrochemie-Herstellerverband IVA. Große Sorgen bereiten Bauern und Branche die Verbotszonen, in denen die 950 Pflanzenschutzmittel (insgesamt 280 Wirkstoffe) tabu wären. „Bleibt es wie geplant, betrifft das 5 Millionen der 11,5 Millionen Hektar Ackerfläche hierzulande“, sagt Meierhöfer. „Das macht Ackerbau in vielen dieser Gebiete unmöglich.“ Und gefährde die Existenz zahlreicher Bauern. Konkret: Obst und Gemüse gäbe es viel weniger, bei Kartoffeln und Zuckerrüben drohten Jahre mit Totalausfall, viele Weinbaugebiete stünden vor dem Aus, und die Getreideernten würden um 7 auf etwa 35 Millionen Tonnen schrumpfen. Nahrungsmittel würden teurer. „Dazu brauchen wir dringend eine umfassende Folgenabschätzung durch die EU“, fordert Meierhöfer. Denn Nahrung ist wegen des Ukraine-Kriegs knapp, etwa in Afrika und dem Nahen Osten. „Wir Europäer würden ärmeren Ländern dann mehr Lebensmittel wegkaufen.“ Zudem kritisiert der Agraringenieur die „übertriebenen Dokumentationspflichten“. Vor jedem Pestizid-Einsatz seien alle Alternativen zu prüfen. „Das ist, als müsse man vor jeder Autofahrt begründen, warum man nicht Rad oder Bahn nutzt.“ Schon jetzt gelten strenge Regeln. Alle drei Jahre müssen Bauern ihre Sachkunde nachweisen. Überhaupt nimmt der Verbrauch ab: seit 2014 um fast 20.000 Tonnen auf 86.500 Tonnen im Jahr. Wie wäre da noch weniger zu schaffen? Gibt es Alternativen zum EU-Plan? Mit Hightech lassen sich künftig gezielt Areale oder einzelne Pflanzen besprühen Hier nennen Experten zuerst die Digitalisierung. 10 Milliarden Euro wollen Agrochemie-Hersteller in diesem Jahrzehnt in die Hightech-Landwirtschaft investieren. Kamera- oder sensorgesteuerte Spritzen etwa können gezielt befallene Areale und sogar einzelne Pflanzen besprühen. Meierhöfer: „Bis 2030 sollten sich damit 30 Prozent oder sogar mehr einsparen lassen.“ Eine Hoffnung sind auch neuartige Mittel, die wie Corona-Impfstoffe den Botenstoff RNA nutzen. Meierhöfer: „Damit kann man Schäd- linge zielgenau bekämpfen, ohne andere Tiere zu treffen.“ Die könnten in fünf bis acht Jahren kommen. Und dann sind da Insekten- und Vogelvielfalt. Sie lassen sich durch miteinander verbundene Biotope wie Hecken, Wiesen, Grünstreifen fördern. Noch ist die Verordnung nicht beschlossen. Bei den Verbotszonen deutete die Kommission Kompromissbereitschaft an. Vielleicht gibt es auch bei den innovativen Methoden Bewegung. HANS JOACHIM WOLTER Berlin. Rüsselkäfer im Raps, Knollenfäule an Kartoffeln, Mehltau im Weinberg: Schädlinge können rasch große Teile der Ernte vernichten. Dagegen helfen Pflanzenschutzmittel. In Zukunft sollen Landwirte die Substanzen gar nicht mehr spritzen oder weniger verwenden. Denn die EU will den Einsatz der Stoffe bis 2030 um die Hälfte verringern. So sieht es eine neue Pflanzenschutzverordnung („Sustainable Use Regulation“) vor, an der Brüssel derzeit arbeitet. In Vogel-, Natur- und Landschaftsschutzzonen würden die Stoffe verboten. Landwirte müssten jeden Einsatz detailliert dokumentieren. Fast jeder zweite Hektar würde zur Verbotszone Die EU begründet das mit Gesundheitsschutz und Insektensterben. „Die Zeit chemischer Pestizide ist vorbei“, kündigt Kommissarin Stella Kyriakides an. Umweltschützer begrüßen das, Bauern protestieren. Agraringenieur Johann Meierhöfer, Leiter des Fachbereichs Pflanzliche Erzeugung beim Bauernverband DBV, kritisiert den Entwurf als überambitioniert: „Wenn man das so umsetzt, riskiert man die Ernährungssicherheit in Deutschland und Europa!“ Die Verordnung müsse überarbeitet 86.500 Tonnen Pflanzenschutzmittel wurden 2021 verkauft Quelle: BVL FOTO: KARA – STOCK.ADOBE.COM Streit um Chemie auf dem Acker Umweltschutz Bauern sehen durch EU-Pläne Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet – und schlagen Alarm „ Mehr Mut bitte – weniger Bedenken! VON THOMAS GOLDAU, REDAKTIONSLEITER Künstliche Intelligenz – für die meisten von uns bislang etwas Abstraktes und irgendwie weit weg – revolutioniert gerade unser Leben. Der Text-Generator ChatGPT produziert anspruchsvolle Inhalte. Es weiß fantastisch viel und ist genauso simpel zu bedienen wie Google. Eine deutsche Schülerin beispielsweise übertrug ihm erfolgreich diese Englisch-Hausaufgabe: „Schreibe einen Essay über die Doku-Reihe ‚Blood, Sweat and T-Shirts‘ aus der Sicht eines britischen Reporters.“ Was derzeit über alle Schulen hereinbricht, wird auch die Arbeitswelt ganz schnell grundlegend verändern – in Büros von Industriebetrieben genauso wie etwa in Redaktionen. So überraschend, wie es für uns alle zu diesem technologischen Durchbruch kam, so zuverlässig stellen sich jetzt Bedenken ein: Ist das nicht mal wieder gefährlich? Werden wir alle überflüssig? Leider typisch deutsch. Überflüssig natürlich nicht. Zumal ein Chatbot schwerlich die Jobs von Facharbeitern gefährdet. Schon die Industrieroboter haben unterm Strich keine Jobs vernichtet, sie aber verändert und produktiver gemacht. Deshalb: Auf den Chatbot einlassen sollten wir uns schon. Lehrer könnten diese Hausaufgabe einfordern: „Erstelle einen Text mit ChatGPT und bewerte das Ergebnis.“ Denn die Jugendlichen nutzen die neue Technologie sowieso. Nehmen wir ihre Experimentierfreude zum Vorbild. Es wird uns weiterbringen. Und es macht Spaß. 2 aktiv 18. März 2023 Meinung aktiv Meine Arbeit. Mein Leben. Meine Zukunft. Die Arbeitnehmer-Publikationen der IW Medien richten sich an die Beschäftigten von 3.000 Industriebetrieben und ihre Familien. Sie erscheinen unter dem Dach des Instituts der deutschen Wirtschaft und werden von rund 30 Arbeitgeberverbänden finanziert. So erreichen Sie die Redaktion E-Mail: redaktion@aktiv-online.de Internet: aktiv-online.de/Kontakt facebook.com/aktiv.online.de de.linkedin.com/showcase/aktiv-online twitter.com/aktiv_online Anschrift: Postfach 10 18 63, 50458 Köln Fragen zum Bezug und zur Zustellung E-Mail: vertrieb@aktiv-online.de

wenn man vor Problemen steht“, sagt er, „und selbstständig arbeiten.“ Zu fünft habe man einen Lkw gebaut: „Das hat einen Monat gedauert, 50 Teile sind das.“ Der Laster steht jetzt neben seinen Vorgängermodellen im Aufenthaltsraum. Die Teamarbeit ist eine gute Vorbereitung auf spätere Aufgaben, bei denen Facharbeiter und Projektleiter gemeinsam Lösungen für die Kunden finden. „Die Mitarbeiter in der Konstruktion haben alle im Werkzeugbau angefangen“, erklärt Hertel – die Ausbildung eröffnet viele Möglichkeiten. HILDEGARD GOOR-SCHOTTEN Hemer. Mit dem Praktikum hat es für David Zuzanski gerade noch so geklappt vor Corona. Drei Wochen war er in einer Firma. Konstruktion, Werkzeugbau, Qualitätssicherung. Danach stand für den Realschüler fest: „Den ganzen Tag am Computer sitzen war nicht meins. Das ist mir zu langweilig. Ich wollte was mit den Händen machen.“ Machen kann der 17-Jährige bei Ing. Lang + Menke inzwischen eine Menge. Seit eineinhalb Jahren wird er in dem Hemeraner Unternehmen zum Werkzeugmechaniker Stanztechnik ausgebildet. Der Beruf war ihm nicht unbekannt – sein Vater ist vom Fach. Lang + Menke kannte der junge Mann aber nur dem Namen nach: „Ich hatte viel Gutes über die Ausbildung gehört.“ Mittlerweile kennt er sich aus. Das Familienunternehmen produziert Präzisionsstanzteile für verschiedene Branchen. Die teils filigranen Federn, Kohlebürstenhalter oder Befestigungselemente finden sich im Auto, in der Waschmaschine oder der elektrischen Zahnbürste. Es sind individuell für jeden Kunden entwickelte Produkte – der Bau der Werkzeuge, mit denen sie gefertigt werden, spielt da eine entscheidende Rolle. 16 Auszubildende in der eigenen Lehrwerkstatt Für den Fachkräftenachwuchs gibt es seit 1953 eine eigene Lehrwerkstatt – eher selten für ein Unternehmen dieser Größe mit rund 240 Mitarbeitern, meint Ausbildungsleiter Ulrich Hertel: „Drei bis fünf Werkzeugmechaniker-Azubis stellen wir jedes Jahr ein.“ 16 sind aktuell im Betrieb. „Man sieht hier, was die Älteren machen, tauscht sich aus und bekommt viel mit“, sagt Zuzanski. Das findet er gut. Ausgestanzt: Ausbildungsleiter Ulrich Hertel kontrolliert mit David Zuzanski an einem Stanzstreifen, ob das Werkzeug richtig arbeitet. Präzision ist gefragt: Der richtige Umgang mit den Messmitteln ist extrem wichtig. Teamwork: Gemeinsam mit seinen Azubi-­ Kollegen hat David Zuzanski den kleinen Laster gefertigt. FOTOS: AKTIV/DANIEL ROTH (3) Nachgefragt Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf? Ich hatte immer schon was mit Technik am Hut, und mein Papa ist Werkzeugmechaniker. Daher kannte ich den Beruf schon. Was reizt Sie am meisten? Der Spaß an der Arbeit und kleine Erfolge, wenn man etwas Neues schafft. Worauf kommt es an? Man muss konzentriert arbeiten. Kleine oder auch große Fehler schleichen sich schnell ein. Mit einem guten Auge fürs Detail Industrie hautnah Präzise, kreativ, selbstständig, neugierig – David Zuzanski bringt mit, was bei Lang + Menke im Werkzeugbau gebraucht wird „ Computer? Nein, danke! Ich wollte was mit den Händen machen David Zuzanski, Auszubildender bei Lang + Menke Gerade bereitet er sich auf die Abschlussprüfung Teil I vor, danach geht es in die einzelnen Abteilungen. Dort wird er auch die ersten eigenen Werkzeuge bauen. Der 17-Jährige freut sich drauf: „Ich bin sehr neugierig, lerne gerne was Neues. Das ist spannend.“ Angefangen hat er wie alle anderen mit dem Grundlehrgang: feilen, sägen, bohren. Danach ging es an die Maschinen, erst an die konventionellen, dann, inklusive Programmierung, an die CNC-Anlagen. „Die Technologie schreitet schnell voran“, sagt Hertel, „früher hat man drei bis vier Werkzeuge im Jahr gebaut. Heute ist eins in drei bis vier Wochen fertig.“ Darauf bereitet er die Azubis vor. „Die Übungen werden immer komplexer und anspruchsvoller“, so der Ausbildungsleiter: „Der Umgang mit den Mess- und Prüfmitteln ist ganz wichtig. Die Toleranzen werden geringer.“ An eigenen kleinen Projekten können die Azubis das erproben. Nicht alles klappt auf Anhieb. „Ich bin neulich beim Fräsen mit viel zu hohem Vorschub ins Werkzeug gegangen. Das war ganz schön laut“, berichtet der Azubi ehrlich. Solche Fehler mache man nur einmal. „Man muss kreativ sein und improvisieren, 18. März 2023 aktiv 3 Metall und Elektro Schwergewicht in Nordrhein-Westfalen Stand: 2021; Quelle: METALL NRW 696.000 Menschen arbeiten in der M+E-Branche 5.985 Unternehmen gehören zu diesem Industriezweig 178 Milliarden Euro betrug der Jahresumsatz

4 aktiv 18. März 2023 NRW-Nachrichten Rekord bei Außenhandel Düsseldorf. Im Jahr 2022 hat die nordrhein-westfälische Wirtschaft beim Ex- und Import Rekordwerte erreicht. Sie verkaufte Produkte im Gesamtwert von knapp 234 Milliarden Euro ins Ausland, fast 16 Prozent mehr als 2021. Im Gegenzug kamen Erzeugnisse für insgesamt rund 315 Milliarden Euro in den Westen (plus 20 Prozent). Wichtigste Ausfuhrgüter waren chemische Erzeugnisse (41 Milliarden Euro) und Maschinen (32 Milliarden), so das Statistische Landesamt. Wanderfalken mit viel Nachwuchs Düsseldorf. Der Naturschutzbund (Nabu) hat in NRW im vergangenen Jahr deutlich mehr Wanderfalken-Junge gezählt als 2021. 500 junge Tiere sind 2022 ausgeflogen, teilte der Nabu NRW mit. 2021 waren es etwa 420 Jungfalken. Die Zahl der Revierpaare blieb mit 265 allerdings konstant. Der Bruterfolg sei auch auf den Klimawandel zurückzuführen. Warmes und trockenes Wetter würden sich positiv auswirken. Brösel-Brücken Düsseldorf. In NRW sind Hunderte Straßenbrücken, die in die Zuständigkeit des Landes fallen, ein dringender Sanierungsfall oder gar nicht mehr zu retten: Demnach müssen allein 205 Brücken an Landes- und Bundesstraßen wegen ihres schlechten Zustands abgerissen und neu gebaut werden. Weitere 69 Bauwerke sind instand zu setzen und 22 zu verstärken. Gesamtkosten laut Landesverkehrsministerium: gut 1,8 Milliarden Euro. In die Zuständigkeit des Landes fallen 6.422 Brücken, davon 2.583 im Zuge von Bundesstraßen und 3.839 an Landesstraßen. 42.500 Schüler aus der Ukraine Erster Deutschunterricht: Ukrainische Jugendliche an einer Schule in Essen. Düsseldorf. Die Zahl der ukrainischen Schüler und Schülerinnen in NRW ist heute 17-mal so hoch wie vor dem russischen Überfall. 42.500 Kinder und Jugendliche mit dieser Staatsangehörigkeit werden im laufenden Schuljahr an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterrichtet, berichtet das Statistische Landesamt. Sie haben somit einen Anteil von knapp 2 Prozent an allen rund 2,5 Millionen Schülern und Schülerinnen in NRW. FOTO: IMAGO IMAGES/FUNKE FOTO SERVICES Berlin. Tief unter der Erde Brandenburgs liegen sie: 67.000 Tonnen Kohlendioxid. Fünf Jahre lang presste man das Klimagas bei Ketzin in 630 Meter Tiefe. 2013 war Schluss. Bürgerproteste, Politikerwiderstand und ein restriktives Kohlendioxid-Speicherungsgesetz setzten der Technik ein Ende. Jetzt ist das Thema wieder heiß. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, damals prominenter Gegner des Speicherns, macht sich heute für das Wegpacken von Klimagas stark: „Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre.“ Der Grund für den Sinneswandel: Bis 2045 will die Regierung Deutschland klimaneutral machen, sagt Klimaschutzexperte Jens Burchardt von der Beraterfirma Boston Consulting Group (BCG): „Das Ziel, netto kein Klimagas mehr auszustoßen, werden wir ohne CO2-Speicherung nicht erreichen!“ 30 bis 55 Millionen Tonnen im Jahr lassen sich nicht vermeiden Denn es gibt ein Problem: Manche Branchen wie etwa die Zement- und Kalk-Industrie können Teile ihrer CO2-Emissionen nicht vermeiden. Dort werden zwei Drittel des Kohlendioxids durch das Brennen aus dem Rohmaterial freigesetzt. Auch bei Müllverbrennung und Glashütten gibt es prozessbedingte Emissionen. „In diesen Fällen ist das Wegspeichern des CO2 die Alternative“, erklärt Burchardt. Das Klimagas würde dazu in Waschanlagen aus den Abgasen der Fabrik abgetrennt, verflüssigt und dann irgendwo tief in die Erde gepresst. Der englische Fachbegriff dafür heißt „Carbon Capture and Storage“, kurz: CCS. Auch die Landwirtschaft lässt sich so klimaneutral machen. Für das stark klimaschädliche Methangas aus Rindermägen zum Beispiel würde man eine gleich schädliche Menge CO2 verpressen, die man etwa aus der Luft filtert. Laut Studien lassen sich hierzulande 30 bis 55 Millionen Tonnen Klimagas pro Jahr nicht vermeiden. Die könnte man in erschöpften Erdgasfeldern in Norddeutschland speichern oder unter der Nordsee. Dort bietet zwei Kilometer unter dem Meeresboden Buntsandstein viel Platz, berichtet Professor Klaus Wallmann vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. „Die Kapazitäten reichen für Jahrzehnte!“ Die geologische Bundesanstalt schätzt die Aufnahmefähigkeit auf 4 bis 10 Milliarden Tonnen Klimagas. In der gesamten Nordsee kalkulieren Experten sie auf gewaltige 150 Milliarden Tonnen. Die größten Speicher liegen vor der Küste Norwegens. Schon seit 1996 packt der Equinor-Konzern unter der Gasförderanlage Sleipner CO2 weg. Dort und unter der Anlage Snohvit pumpt Kohlendioxid? Wegspeichern! Klimaschutz Nicht vermeidbares Treibhausgas soll unter die Erde – die lange umstrittene CCS-Technik erscheint in neuem Licht So funktioniert die Speicherung Beispiel Brandenburg: Klimagas wird in 630 Meter Tiefe gepresst; dort verteilt es sich im Gestein. Zum Höhenvergleich: rechts der Berliner Fernsehturm Verschiedene Gesteinsschichten CO2-Speichergestein Quelle: Deutsches Geo-Forschungs-Zentrum GFZ aktiv man jährlich 1,7 Millionen Tonnen in die Tiefe. Jetzt will Norwegen das zum Geschäft machen. Ähnliche Projekte gibt es in Island, Großbritannien oder den Niederlanden. Umweltschützer protestieren gegen solche „CO2-Endlager“. Wie sicher sind sie? Bei dem Speicherversuch in Brandenburg gab es bisher keine Undichtigkeiten. Die Risiken am Meeresboden erforscht seit 15 Jahren Professor Wallmann. Auch er sagt: „Bei den norwegischen Anlagen haben wir keine Leckagen entdeckt.“ Die Speichertechnik braucht eine Anschubfinanzierung Ganz ausschließen könne man Lecks jedoch nicht. Im Umkreis alter Bohrlöcher trete schon mal Gas aus, wenige Tonnen im Jahr. „Käme es zu ähnlichen CO2-Leckagen, wäre der Schaden gering, wie Tests zeigten“, sagt Wallmann. „Das ist verantwortbar.“ Zumal die Nordsee pro Jahr ohnehin 35 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre aufnehme. Was kostet die Entsorgung? „Im Jahr 2030, bei etablierter Infrastruktur, rechnen wir für die meisten Branchen mit 70 bis 100 Euro pro Tonne CO2“, sagt BCG-Experte Burchardt. Das wäre dann wohl preiswerter, als für den Ausstoß des Gases zu zahlen (CO2-Preis). Aber: Für die Firmen, die das als Erste nutzen, werde es anfangs sehr teuer, zumindest bis Pipelines, Kesselwagen, Terminals und Tankschiffe gebaut und finanziert sind. „In dieser Phase wird öffentliche Anschubunterstützung nötig sein.“ Viel Arbeit für Minister Habeck. HANS JOACHIM WOLTER FOTO: PICTURE ALLIANCE/KLAUS-DIETMAR GABBERT Erfolgreicher Speicherversuch: Ein Geologe dreht 2013 den Zulauf der Anlage in Brandenburg ab. Circa 800 Meter CO2 „ Lieber CO2 in die Erde als in die Atmosphäre Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister

Roter Teppich für König Kunde Konsum Mit neuen Konzepten wehrt sich der Handel gegen die Online-Konkurrenz. Eine Chance für die Innenstädte? fen, neue Lieblingsorte. Dann kommen die Menschen zurück in die Stadt.“ Mit dem Lighthouse-Store im Berliner Alexa versucht der Konzern, diesen Anspruch einzulösen. „Wir hatten bereits Kochshows, eine DJane hat aufgelegt, es gab Gaming-Events und Influencer, die von hier gesendet haben“, zählt Marktleiter Schirmag auf. Grundbedürfnisse werden heute per Mausklick gedeckt Laut einer aktuellen Studie der Münchner Unternehmensberatung Cima bezeichnen 60 Prozent der Deutschen gute Einkaufsmöglichkeiten als essenzielles Innenstadt-Merkmal. Doch sie erwarten längst mehr: Stadtgrün und Gastronomie zum Beispiel. Für Kirstin FOTOS: AKTIV/XXXXXXXXXXX (5) des Online-Shoppings am Gesamtumsatz des Handels im vergangenen Jahr um fast 2 Prozent auf nunmehr knapp 16 Milliarden Euro. Insgesamt gingen im deutschen Handel 713 Milliarden Euro über die Ladentheke. Nach den frustrierenden Corona-Lockdowns wittert der stationäre Handel also ein wenig frische Morgenluft. „Die Sehnsucht nach Begegnung ist nach Corona so groß wie nie. Wenn man da mit dem richtigen Konzept rangeht, dann werden die Innenstädte auch wieder funktionieren“, sagt Jörg Bauer, Vertriebschef von Media Markt Saturn. Nur der Einheitsbrei der Einkaufsstraßen, der reiche eben nicht mehr. „Wir müssen Orte zum Verweilen schafBerlin. Schickes Ambiente, Kaffeebar, Erlebnisflächen mit viel Action, Moos an den Wänden fürs gute Raumklima, in der Mitte eine Rolltreppe, die wirkt wie der rote Teppich für Filmstars. Wer sehen will, wie die Zukunft des Shoppings aussehen könnte, wird hier fündig: im neu eröffneten Media Markt im Berliner Mega-Einkaufstempel Alexa. Die Filiale ist der erste „Lighthouse-Store“ des Handelskonzerns Media Markt Saturn in Deutschland. Neben Wohlfühlatmosphäre und Service setzt man vor allem auf: Emotion. „Ware auf Palette ist nicht mehr genug“, sagt Marktleiter Arvid Schirmag. „Wir müssen den Kunden etwas bieten, das sie online nicht finden.“ Bloß: Reicht das, um König Kunde weg vom Online-Shopping und zurück in die Innenstädte zu locken? Es braucht „Lieblingsorte“ in den Innenstädten Könnte so sein. Laut einer Analyse der Beraterfirma Capgemini und des Kölner Instituts für Handelsforschung zieht es die Deutschen nach dem Ende der Pandemie wieder verstärkt in die Ladengeschäfte! Dazu passen auch die offiziellen Zahlen: So sank der Anteil Pukall, Leiterin des Referats Einzelhandel im Bundeswirtschaftsministerium, ist das keine Überraschung. „Man geht nicht mehr in die Stadt, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen, das kann man online tun“, sagt sie. „Man geht in die Stadt, um was zu erleben, Freunde zu treffen. Oder was zu essen.“ Gastronomie ist wichtig – aber nicht überall immer willkommen Gastronomie also. Doch ausgerechnet der wird nicht selten das Leben in der Innenstadt schwer gemacht – durch die Bürokratie. Davon kann Denise Schilp, Expansionsmanagerin bei der Restaurantkette „Hans im Glück“, ein Liedchen singen. „Unser Unternehmen ist auf Wachstumskurs, wir suchen ständig neue Standorte“, sagt Schilp. Doch trotz Leerstand in der City renne man bei den Verwaltungen nicht immer offene Türen ein. „Da heißt es beispielsweise: Oh, ihr wollt Außenbestuhlung? Sorry, das ist bei uns in der Stadt aber nicht erlaubt.“ Den Leerstand wird man so kaum bekämpfen können. Bitter: Laut einer Erhebung des Forschungsinstituts EHI Retail klagen bereits 70 Prozent aller deutschen Kommunen über leere Ladenlokale im Zentrum. Wegen der Online-Konkurrenz, auch wegen Corona. „Das Kaufverhalten hat sich nun mal nachhaltig verändert“, sagt MediaMarkt-Boss Jörg Bauer. „Wir können nicht mehr den Laden aufsperren in der Hoffnung, dass ausreichend Menschen zu uns kommen.“ Deshalb die neuen Erlebnisansätze, deshalb der Versuch, den Einkauf zu emotionalisieren. Bauer: „Denn ohne Emotion verkaufst du heute kein Produkt mehr.“ ULRICH HALASZ Schicke Treppe: Marktleiter Arvid Schirmag im neuen Berliner Flagship-Store des Elektronikriesen Media Markt Saturn. Wachstumskurs: Filiale des Burger-­ Braters Hans im Glück. Allerdings wünscht sich das Unternehmen mehr Flexibilität bei den Stadtverwaltungen. Edel: Statt in Regalen wird die Ware in eigenen Marken-Boutiquen präsentiert. Inszenierung: Auch Staubsauger lassen sich emotional in Szene setzen. Kochshow: Im Berliner Flagship-­ Store setzt der Elektroriese Media Markt vor allem auf Emotionen. FOTOS: AKTIV/DANIEL DIETZ (4) FOTO: IMAGO/MANFRED SEGERER 18. März 2023 aktiv 5

Köln/Nürnberg. Das Problem haben wir inzwischen wohl schon alle zu spüren bekommen – zum Beispiel, wenn man mal medizinische Hilfe oder einen Handwerker braucht: Sorry, bitte warten – Fachkräftemangel! Zum Jahreswechsel gab es hierzulande schon mehr als eine halbe Million freie Stellen, für die passende Bewerber fehlten – so eine detaillierte Berechnung aus dem Institut der deutschen Wirtschaft. Und bis 2035 schrumpft nach allen Prognosen die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Im Extremfall um fast acht Millionen Leute – wenn uns keinerlei neue Zuwanderer zu Hilfe kommen. Die Bundesregierung arbeitet deshalb an einer umfassenden Fachkräftestrategie. Dazu gehört die Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Denn das erst 2020 in Kraft getretene Regelwerk, das qualifizierte Leute ins Land locken sollte, hat nicht richtig gezündet. Professor Herbert Brücker, Migrationsexperte am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), stellt fest: Die größte Hürde sei „die Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher Abschlüsse.“ Auch seien die Verfahren viel zu bürokratisch. Das neue Gesetz soll die Einreise von Fachkräften und die nötigen Verfahren erleichtern. Mit einer „Chancenkarte“ soll man auch dann kommen dürfen, wenn der Berufsabschluss noch nicht anerkannt ist. Oder wenn man noch keinen Arbeitsvertrag hat – Jobsuche und Behördengänge sind vor Ort eben einfacher. Auch Einheimische, die bisher gar nicht oder nur wenig arbeiten, sollen mobilisiert werden Die Regierung will aber noch weitere Register ziehen. Vor allem geht es darum, auch Leute im Inland zu mobilisieren, die bisher gar nicht oder nur wenig arbeiten. Wie groß hier das Potenzial ist, hat das IAB kürzlich analysiert. Frauen seien immer noch weniger oft Gütersloh. Nie zuvor hatten junge Leute bessere Ausbildungschancen als heute. Zum Start das Lehrjahrs 2022/23 waren bundesweit noch rund 69.000 gemeldete Stellen unbesetzt. Auch in der seit Ende September laufenden „Nachvermittlung“ hat sich das Blatt nicht entscheidend gewendet. Darauf weisen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hin. Immerhin: Von den Schulabgängern mit Abi entschied sich zuletzt fast jeder Zweite für eine Lehre – ein neuer Höchstwert, wie die Bertelsmann-Stiftung meldet. „Von mangelnder Attraktivität einer Berufsausbildung für Abiturienten kann keine Rede sein“, betont der Bildungsforscher Dieter Dohmen. Auch die Verdienstchancen sind gut: Fachkräfte erhalten im Laufe des Berufslebens durchschnittlich 1,7 Millionen Euro. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Wer einen Meister-, Techniker- oder Fachwirtabschluss drauflegt, kommt auf rund 2,4 Millionen Euro. Und sogar noch mehr ist es in den MINT-Berufen, also den naturwissenschaftlich-technischen Jobs. Da kann ein großer Teil der Akademiker nicht mithalten. Dass zuletzt trotzdem jede achte Lehrstelle unbesetzt blieb, liegt auch daran, dass es insgesamt weniger Schüler gibt. Einen Lichtblick gibt es bei den Ausbildungsanfängern ohne deutsche Staatsangehörigkeit: Ihre Zahl stieg von gut 30.000 im Jahr 2008 auf zuletzt über 51.000. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft festgestellt. Dessen Expertin Sarah Pierenkemper rät: „Jugendliche mit ausländischen Wurzeln sollten in Sachen Ausbildung noch stärker in den Blick genommen werden.“ STEPHAN HOCHREBE berufstätig als Männer, vor allem Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, und auch bei den Älteren ließe sich die Erwerbsbeteiligung steigern. Laut IAB könnten wir 2035 mit diesem Potenzial immerhin rund 3,4 Millionen zusätzliche Erwerbstätige haben – das wären aber immer noch viel zu wenig, um die Lücken zu stopfen. Auch in Menschen mit Teilzeit- und Minijobs schlummert zusätzliche Arbeitskraft. Derzeit arbeiten fast 40 Prozent aller Beschäftigten Teilzeit, viele von ihnen würden gerne mehr arbeiten. Das ungenutzte Potenzial summiert sich hier laut IAB auf 1,4 Millionen potenziell besetzte Vollzeitstellen. Die Wirtschaft setzt große Hoffnung in die neue Fachkräftestrategie. Es brauche auch bei diesem Thema eine schnelle Zeitenwende, fordert Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger: „Deutschland kann nicht so weitermachen wie bisher.“ BARBARA AUER Zuwanderung: Ja, bitte! Fachkräfte Eine halbe Million gute Leute fehlt bereits jetzt – und bald kommt es noch viel dicker. Die Bundesregierung hält mit einer umfassenden Strategie dagegen Ob im Handwerk oder in der Industrie: Viele Betriebe suchen gute Leute. Chancen für Berufsstarter gut wie nie Ausbildung Zahl der Lehrstellen übersteigt die Zahl der Bewerber deutlich 69.000 freie Plätze zum Start des Lehrjahrs Quelle: Bundesagentur für Arbeit Deutlich weniger Arbeitskräfte Das deutsche Erwerbspersonen- potenzial (in Millionen Menschen) 2021 2035 43,5 51,4 Bevölkerung im Alter von 20 bis 66 Jahren, Prognose ohne Netto- zuwanderung; Quelle: Statistisches Bundesamt aktiv FOTO: ROBERT KNESCHKE – STOCK.ADOBE.COM 6 aktiv 18. März 20232

Der Länderindex der Stiftung Familienunternehmen Seit 2006 werden wichtige Industrie- länder immer wieder unter die Lupe genommen: Alle zwei Jahre bewertet das ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung die Standortbedingungen für große Familienunternehmen. Dabei geht es um diverse Faktoren in den sechs Bereichen Arbeit, Energie, Finanzierung, Infrastruktur, Regulierung und Steuern. Verglichen werden 16 EU- Länder, Großbritannien, die Schweiz, die USA, Kanada und Japan. Sämtliche Ergebnisse stehen kostenlos im Web bereit: ao5.de/index Platz in diesem Punkt. Professor Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs Unternehmensbesteuerung und öffentliche Finanzwirtschaft am ZEW, mahnt: „Wir brauchen wieder ein Bewusstsein für den Steuerwettbewerb und einen Umbau unseres Steuersystems allgemein hin zu mehr Leistungsanreizen.“ ● Standortfaktor Arbeit. Zwar ist die deutsche Industrie hochproduktiv, aber Heinemann sieht sie inzwischen an einem Punkt angelangt, „an dem die Produktivität die hohen Lohnkosten kaum mehr ausgleichen kann“. Außerdem schwächelt das Bildungsniveau – und die Fachkräftelücke wächst (über diesen wichtigen Punkt berichten wir ausführlich im nebenstehenden aktiv-Artikel). ● Standortfaktor Regulierung. In diesem Punkt sind wir in den letzten zwei Jahren um ganze fünf Ranking-Plätze abgerutscht! „Allen voran unser Arbeitsministerium produziert laufend neue Regulierungen“, kritisiert Heinemann, „zum Beispiel die Arbeitszeiterfassung und -dokumentation oder immer weitere Einschränkungen der Zeitarbeit.“ Roland Pichler von der Stiftung Familienunternehmen und Politik befürchtet, dass auch mit weiteren EU-Regelungen (die in Deutschland gern besonders streng umgesetzt werden) „riesige Wellen an Bürokratie auf die Betriebe zukommen. Diese Bürokratie hilft nicht, sondern bringt nur weitere teure Belastungen. Seit Jahren mahnen die Firmen den Reformbedarf an – inzwischen sind sie ziemlich frustriert.“ Warum aber reagiert die Politik nicht auf solche Mahnungen, obwohl doch der Industriestandort Deutschland seit Beginn der ZEW-Analysen 2006 immer weiter abgesackt ist? Pichler meint: „Zwischen 2010 und 2020 ist es wirtschaftlich sehr gut gelaufen. Daher lag der politische Fokus zu lange auf der Umverteilung des Erwirtschafteten.“ Inzwischen müssten sich Unternehmen daher gut überlegen, wo sie investieren: hier – oder in Staaten mit attraktiveren Standortbedingungen. URSULA WIRTZ Mannheim. In einem neuen Standort-­ Ranking liegt unser Land nur auf Platz 18 unter 21 Industriestaaten. So grottenschlecht bewertet das Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Rahmenbedingungen für große Familienunternehmen – also für das Rückgrat unserer Wirtschaft! Vor allem für Mittelständler wird es immer schwieriger, hierzulande zu international wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. Einzig bei der Finanzierung ist Deutschland noch die Nummer eins – weil der Staat und die Unternehmen vergleichsweise solide wirtschaften. Schwer im Argen liegen die Dinge dagegen bei anderen wichtigen Punkten: ● Standortfaktor Energie. Dass wir Weltmeister bei den Energiepreisen sind, ist bekannt. Für Familienunternehmen sind die Energiekosten seit dem Preisschock vom letzten Jahr teils sogar zur existenziellen Herausforderung geworden. ● Standortfaktor Steuern. Während Firmen in anderen Ländern wie etwa Belgien oder Schweden von Reformen profitieren, verharrt die Bundesrepublik als Höchststeuerland auf dem vorletzten Schwacher Standort Studie Internationaler Vergleich zeigt: Deutschland muss besser werden FOTO: EINFACHMEDIEN – STOCK.ADOBE.COM Knietief im Dispo wegen der Queen of Disco: Bei den Deutschland-Konzerten von Popstar Madonna kostet ein Stehplatz 209 Euro! Sitzplätze bis zu 600 Euro. Woran liegt’s? Die Antwort bündelt hippe Buzzwords der Wirtschaftspresse: Schuld sind Fachkräftemangel, Inflation und Digitalisierung. Der Fachkräftemangel, weil Bühnenpersonal rar und entsprechend teurer ist als früher. Das treibt die Preise ebenso wie teure Strom- oder Treibstoffkosten. Und: Weil die Künstler mit digitalem Musikstreaming via Spotify und Co. nix verdienen, muss der Schnitt eben mit teuren Tickets gemacht werden. Bei den Konzerten im November wird Madonna 65 Jahre alt sein. Muss jeder selber wissen, ob man unbedingt beiwohnen muss, wenn eine Dame im Rentenalter „Like a Virgin“ singt. Vorschlag: Wie wäre es mit kleineren Konzerten, in Klubs zum Beispiel? Viel günstiger, man ist nah dran! Und wenn einer der (noch) kleinen Acts irgendwann mal Discoqueen oder -king wird, kann man sagen: Hab ich schon gesehen, als die/den noch keiner kannte… WarumKonzertkarten so teuer sind VON ULRICH HALASZ „ Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren Stiftung Familienunternehmen Näher am Abstellgleis: Seit vielen Jahren wird es für Familienunter- nehmen in Deutschland immer ungemütlicher. 18. März 2023 aktiv 7 Moment mal !

Köln. Er hat zwei kleine Söhne – und gehört einer Väter-Generation an, die sich im Gegensatz zu früher gern in die Familie einbringen möchte. Trotzdem macht Dominik Naumann (36) im Job einen entspannten Eindruck. Möglich macht das ein Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern viel Freiräume gibt. „Wenn es mal brennt“, sagt der Vertriebsmitarbeiter der Metall- und Elektro-Firma Schniewindt im südwestfälischen Neuenrade, „zeigt sich der Betrieb ganz flexibel.“ Klaas, sein Kleinster, habe häufig mit den Bronchien zu tun: „Da muss ich mit ihm öfter zum Arzt und kann dafür mal freinehmen. Das ist wichtig, denn auch meine Frau ist berufstätig.“ Und freitags könne er schon um zwölf aus der Firma, um Klaas von der Tagesmutter abzuholen. „Familienfreundlichkeit ist bei uns gelebte Unternehmenskultur“, betont Naumann. Betriebe wie Schniewindt haben die Zeichen der Zeit erkannt. Angesichts des Fachkräftemangels lassen sich die Unternehmen einiges einfallen, um junge Mitarbeiter zu rekrutieren. Oder ihre Leute an Bord zu halten. Gesundheitscheck in der Firma – wie praktisch! Ob flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Elternzeit oder Betriebskita: Bislang wurden familienfreundliche Angebote in aller Regel von Frauen genutzt. Doch das ändert sich gravierend. Immer mehr Männer wollen miterleben, wie die Kinder aufwachsen. „Junge Väter sind heute eher geneigt, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht klappt“, warnt David Juncke, Mitautor Hier klappt die Personalpolitik Beruf und Privates unter einen Hut bringen – das ist ein wichtiges Thema für immer mehr Metall- und Elektro-Betriebe in NRW. Jetzt rücken die Männer in den Fokus Stolzer Familienvater: Dominik Naumann und Sohn Klaas profitieren von der großen Flexibilität bei Schniewindt. FOTO: AKTIV/BERNHARD MOLL ILLUSTRATIONEN: ZOLOTONS – STOCK.ADOBE.COM, PICOSTUDIO – STOCK.ADOBE.COM, VICTORIA – STOCK.ADOBE.COM 8 aktiv 18. März 2023 Thema Fachkräfte

Gesundheitstage: Vom Arbeitsplatz direkt zur Vorsorge – bei Risse + Wilke jährlich im Programm. Da macht auch Sina Schäfer mit. Wo sind die Väter? Noch nutzen nur Mitarbeiterinnen das Kita-Angebot der KB Schmiedetechnik. Doch das dürfte sich ändern. Homeoffice: Für Torsten Schneider im Drahtwerk Elisental macht es das Leben oft leichter. Muckibude der Firma Schmidt + Clemens: Azubi Louis Leimbach nutzt das Angebot rege. einer neuen Väterstudie der Beratungsfirma Prognos, im aktiv-Interview. Firmen, die das nicht auf dem Zettel haben, werden im Ringen um Personal den Kürzeren ziehen. Mal eben zum Gesundheitscheck, ohne Rumsitzen im Wartezimmer? Das Unternehmen Risse +Wilke in Iserlohn konnte seinen Mitarbeitern diesen Service kürzlich bieten. Zwei Gesundheitstage mit dem vollen Vorsorgeprogramm direkt im Betrieb: Großes Blutbild, Organultraschall, Herz-StressAnalyse, gesunde Snacks – die Termine waren ausgebucht. 120 von 350 Mitarbeitern hätten teilgenommen, zieht Sina Schäfer, Sekretärin des Betriebsrats bei dem Stahlproduzenten in Iserlohn, Bilanz: „Auch viele Männer waren dabei. Normalerweise gehen die ja nicht gern zum Arzt“, weiß Schäfer, eine der Organisatoren der Gesundheitstage, die auch 2023 stattfinden werden. Die kamen auch bei Sergio Herrero Jimenez (41) gut an. Der Industriemechaniker unterzieht sich jedes Mal einem Rückencheck. „Außerdem möchte ich immer gern ein großes Blutbild“, sagt er. Die Checks im Betrieb seien praktisch:„Normalerweise muss mich meine Frau schon zum Arzt schicken, wenn es bei mir irgendwo zwickt.“ Und jetzt können die Mitarbeiter über ihren Arbeitgeber auch günstig E-Bikes leasen – und so was für Umwelt und Fitness tun: „Ein tolles Angebot“, findet Herrero Jimenez. Auch beim Unternehmen Schmidt + Clemens im rheinischen Lindlar hat man die Gesundheit im Blick. Die Muckibude des Weltmarktführers bei Rohrsystemen für die Petrochemie wird rege genutzt. Etwa von Louis Leimbach (19), angehender Elektroniker für Betriebstechnik. Der Azubi trainiert dreimal die Woche jeweils anderthalb Stunden an den Kraftmaschinen. „Nach der Arbeit einfach hochgehen, umziehen, los geht’s. Das Angebot ist einfach top“, sagt Leimbach. Ohne dieses kostenlose Angebot müsste er fünf Kilometer zum nächsten Studio fahren. Auch sein Vater, Ausbildungsleiter im Unternehmen, nutze das Angebot gern. Im Drahtwerk Elisental in Neuenrade steht den Beschäftigten ebenfalls ein Fitnessstudio zur Verfügung. Das kann – genauso wie das Fahrradleasing oder die regelmäßige Gesundheitsvorsorge – auch von Partnern und Kindern genutzt werden. Die ganze Familie profitiert. Und geht es den Eltern gut, haben alle was davon – der Arbeitgeber eingeschlossen. Gesunde und zufriedene Mitarbeiter sind motivierter. Ein Beispiel ist Torsten Schneider (45), in der Firma Leiter Business Development. Der Vater von zwei Kindern arbeitet öfter mal im Homeoffice: „Eine feine Sache, die uns viel Flexibilität bietet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfacht, was letztlich zu weniger Ausfallzeiten der Beschäftigten führt.“ Über Videomeetings tauscht sich Schneider mit Kollegen und Kunden aus: „Früher fuhr ich 40.000 bis 50.000 Kilometer im Jahr, jetzt komme ich auf die Hälfte.“ Zur Kita sind es nur ein paar Schritte Angelika Schulte, Chefin von KB Schmiedtechnik in Hagen, hat vor zehn Jahren mit der Eröffnung einer Kindertagesstätte und einer Physiotherapiepraxis auf dem Betriebsgelände Maßstäbe gesetzt. Die kurzen Wege zur Kita, die Plätze für die „Firmenkinder“ vorhält, und zahlreiche Gesundheitsangebote sind ein echter Pluspunkt. Nun kann nicht jedes Unternehmen eine Kita gründen. Die Beispiele aus der Metall- und Elektro-Industrie zeigen aber dennoch, wie tief das Thema Familienfreundlichkeit schon in vielen Firmen verankert ist – und dass diese zunehmend auch auf die Wünsche der Väter eingehen. Wie bei Dominik Naumann, dem entspannten Vater zwei kleiner Söhne. HILDEGARD GOOR-SCHOTTEN/ WILFRIED HENNES Balance FOTO: DRAHTWERK ELISENTAL FOTOS: AKTIV/DANIEL ROTH (2) FOTO: PRIVAT „ Firmen müssen mehr für die Väter tun Düsseldorf. Die schönen Stunden mit den Kleinkindern lassen sich nicht nachholen: Das weiß auch David Juncke (44) von der Beratungsfirma Prognos, selbst Vater von zwei kleinen Söhnen. Er ist einer der Autoren einer neuen Väterstudie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Sie haben Firmen und Väter befragt – was sind die zentralen Ergebnisse? Väter möchten sich heute mehr in die Familie einbringen – und das hat Folgen. Die Männer sind jetzt eher geneigt, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht klappt. Gibt es da Zahlen? 450.000 haben schon den Arbeitgeber gewechselt. Und 1,7 Millionen denken zumindest hin und wieder darüber nach, es zu tun. Das haben wir aus den Ergebnissen unserer Studie hochgerechnet. Väterfreundlichkeit – das ist kein Nischenthema. Wissen das die Personalchefs? Leider längst nicht alle. Dabei sollten sie das Thema wegen des Fachkräftemangels auf dem Zettel haben. Viele Firmen sollten mehr für die Väter tun. Aber es geschieht doch schon viel. Klar, ein Viertel der Firmen sind da schon richtig gut – bieten die große Palette von Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten, Kita und Elternzeit. 15 Prozent haben kaum etwas im Angebot. Und die große Masse dazwischen? Die sind unterschiedlich gut aufgestellt, haben aber vor allem die Mütter im Fokus. Dazu kommt: Wichtig ist es, die flexiblen Regelungen hinsichtlich der Arbeitszeit auch zu leben. Wenn eine Führungskraft nicht ganz Vollzeit arbeitet, entsteht eine Unternehmenskultur, bei der Männer eher den Mut aufbringen, ihre Erwartungen an eine gute Balance von Familie und Beruf zu äußern. Wo hakt es noch besonders? In Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Da, wo überdurchschnittlich viele Männer arbeiten. Aber auch hier kommt einiges in Bewegung. Väter, die beruflich zurückstecken, gelten nicht mehr gleich als Weicheier. Führungskräfte, die das Thema vorantreiben … …sind äußerst wichtig. Betriebe mit männlichen und weiblichen Führungskräften nehmen Väterfreundlichkeit ernster als Betriebe, in denen die Führungsebene nur aus Männern besteht – egal in welcher Branche. WH 18. März 2023 aktiv 9 Interview FOTO: ANNETTE KOROLL

Veranstalter der aktiv -Gewinnspiele und Verantwortlicher im Sinne der datenschutzrechtlichen Bestimmungen ist die Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH. Die Namens- und Adressdaten werden ausschließlich zur Durchführung des Gewinnspiels und der Zusendung von Gewinnen auf Grundlage von Artikel 6 Abs. 1 lit. b DS-GVO erhoben, verarbeitet und im Gewinnfall an Logistik-Dienstleister weitergegeben. Eine anderweitige Übermittlung erfolgt nicht. Die Erhebung und Verarbeitung der Daten ist für die Teilnahme am Gewinnspiel und die Zusendung eines eventuellen Gewinns notwendig. Teilnahmebedingungen in Langform: aktiv-online.de/tn-kreuzwort 10 aktiv 18. März 2023 Neu im Web aktiv-online.xx aktivMeine Arbeit. Mein Leben. Meine Zukunft. aktiv-online.de Jetzt mitmachen und gewinnen! Die Kästchen 1 bis 6 ergeben das Lösungswort. Unter den richtigen Einsendungen, die wir bis zum 1. April 2023 erhalten, verlosen wir: 1. Preis – 150 Euro; 2. Preis – 100 Euro; 3. Preis – 50 Euro; 4. bis 10. Preis – je ein Buch. Die Lösung können Sie uns per Post senden: aktiv-Rätsel Postfach 10 18 63 50458 Köln Teilnehmen können Sie auch per Internet: aktiv-online.de/raetsel Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Lösung der Ausgabe vom 4. Februar 2023 lautet: W I G W A M Gewonnen haben unter anderem: 1. Preis – Rainer S. aus Hattingen 2. Preis – Sabine K. aus Wadern. 3. Preis –Josef L. aus Lippstadt. 1 2 3 4 5 6 s1407-1040 ältester oder sehr früher Vorfahr sportlich gestählt, sehnig 6 spanisch: Haus fast Holzsplitter 2 3 ugs.: ohnehin, sowieso Bär aus „Das Dschungelbuch“ Ausdruck d. Gruselns Zeichen für Pint Kosename des Vaters Unterwasserfahrzeug arab.: Vater 4 Kurort Nachtlager 5 französisch: vorwärts! 1 früherer US-Präsident asiatische Völkergruppe Polen in der Landessprache Leibbürge belg. Heilbad in d. Ardennen Musikwerk (lat.) Gestalt aus „1001 Nacht“ (2 Wörter) Porzellanerde Stopp drohendes Unheil ugs.: Spaß, Vergnügen ein Balte Tiefenmessung ® s1407-1040 Große Auswahl: Isabella Steiner hat in ihrem Null-ProzentSpäti rund 200 Sorten Wein, Bier und Spirituosen im Angebot – alle alkoholfrei. des Minzblatt-Pendants mit Promille? Oder rauschfreien Riesl ing, Marke „Kolonne Null“? Beim Bier kennt man so etwas schließlich schon lang. „Nö, heute mal nicht“ – das geht allerdings gar nicht so leicht über die Lippen. „Wir bewegen uns in einer Trinkkultur, in der es schwierig ist, ein Glas abzulehnen, ohne dass man überredet, nicht ernst genommen, als Spaßbremse abgestempelt wird“, sagt die Expertin. Tricks können da helfen: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt etwa die Ausrede „Ich muss noch knutschen“. Nun ja, taugt nicht für jedes Alter. Aber höflich ablehnen, das geht immer. „Der zeitgemäße Gastgeber bietet sowieso beides an“, so Steiner: „Drinks mit – und eben auch welche ohne.“ FRIEDERIKE STORZ Berlin. Silvester, Geburtstagsparty und jetzt Karneval, Fastnacht oder Fasching: Prost! Hier geht’s fröhlich zu, da trinkt man schnell mal einen über den Durst… Halt. Stopp. Noch mal zurück! „Diesen Autopiloten müssen wir dringend abschalten“, fordert Isabella Steiner. Feiern geht ja auch anders: Nüchtern, happy und – der Schädel dankt’s – auch katerfrei. In ihrem Buch „Mindful drinking“ erklärt Steiner, Soziologin und Inhaberin des ersten alkoholfreien Späti-Kiosks in Berlin den Trend. Mindful drinking: Das meint nicht etwa totale Abstinenz, vielmehr den bewussten Umgang mit Alkohol als Teil eines gesunden Lebensst i ls. Das Thema kriegt gerade neuen Schwung, immer mehr Nullprozentiges kommt auf den Markt. Elegant ablehnen, ohne gleich als Spaßbremse zu gelten „Es gibt jede Menge moderne Alternativen“, sagt Steiner, „etwa Gin ohne Umdrehungen und tollen alkoholfreien Sekt.“ Also warum in der Bar nicht mal „No-jito“ bestellen anstatt Drinks ohne Promille: Ein „No-Perol“ mit Orangenscheibe und ein „Berry-Drink“. FOTO: JACLYN LOCKE/NUECHTERN.BERLIN FOTOS: NUECHTERN.BERLIN/KNESEBECK VERLAG (2) Abmahnung: Klare Regeln Wer sich im Job nicht an die Regeln hält, kann vom Betrieb eine Abmahnung kassieren. Doch was bedeutet das für Arbeitnehmer genau? Wie reagiert man am besten? Und müssen beide Seiten bestimmte Formen einhalten? Ein Experte für Arbeitsrecht beantwortet solche Fragen. Direkt zum Artikel aktiv-online.de/0323 Grundsteuer: Wichtiger Bescheid Millionen Immobilienbesitzer bekommen derzeit oder bald wichtige Post vom Finanzamt: den Bescheid über die Festsetzung von Grundsteuerwert und -messbetrag. Der Bescheid sollte schnell überprüft werden, damit später die Grundsteuer nicht zu hoch ausfällt. Was man dabei beachten muss, erfahren Sie auf aktiv-online. Direkt zum Artikel aktiv-online.de/0423 Notfallvertretung: Neues Recht Seit Jahresbeginn gilt ein ganz neues Notvertretungsrecht für Ehegatten und Lebenspartner. Zwei Anwälte erklären, was es damit genau auf sich hat – und warum die Vorsorgevollmacht und die Betreuungsverfügung für Vertrauenspersonen trotzdem weiterhin sinnvoll bleiben. Direkt zum Artikel aktiv-online.de/0523 Autopilot abschalten! aktiv -Interview mit Autorin Isabella Steiner aktiv-online.de/mindful 12,6 Prozent der 18- bis 64-Jährigen trinken gesundheits- gefährdende Mengen Alkohol Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Kater war gestern Gesundheit Mindful drinking: Auch Kult-Getränke wie Gin oder Aperol gibt’s in alkoholfrei Rätsel 300 Euro und Bücher zu gewinnen!

Ernährung Wir berichteten über Fleisch aus dem Labor. Imitat ist alter Hut MARISA MÜNCH, VIA FACEBOOK Wir haben alle bestimmt schon Schinken-Imitat gegessen. Wer beim Pizza-Lieferdienst Pizza mit Schinken bestellt, erhält auch nicht immer echten Kochschinken. Mit technologischen Mitteln ist es möglich, kleinere Fleischstücke zu Formfleisch zu verkleben. Ausflug zum Schlachthof? MARGOT WOGE, VIA FACEBOOK Erst wird gemeckert, dass vegetarische Alternativen nicht schmecken, dann wird gemeckert, wenn Fleisch aus dem Labor kommt. Darf jeder gern mal einen Familienausflug zu Tönnies und Co. machen, um zu schauen, wo das „echte Fleisch“ herkommt. Rente mit 63 Heißes Thema, wussten wir vorher. Hier sind zwei Leserstimmen. Schlag ins Gesicht CHRISTIAN ZABLER, PER E-MAIL Der Artikel ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Menschen, der 45 Jahre in unsere Sozialsysteme eingezahlt hat. Dieser Gruppe die Kosten vorzurechnen, wenn sie nach einem arbeitsreichen Leben mit 63 ihre wohlverdiente Rente in Anspruch nimmt, ist eine Unverschämtheit. Schaut mal nach Frankreich PETER BAUER, PER E-MAIL Sie schreiben, die Rente mit 63 ginge auf Kosten der Solidargemeinschaft. Da gebe ich Ihnen ja teilweise recht. Aber: In Frankreich gehen die Arbeitnehmer auf die Straße, weil die Regierung das Rentenalter von 62 auf 64 Jahre anheben will. In Deutschland sollen die Menschen wohl bis 70 arbeiten. Das nenne ich „Solidarge- meinschaft Europa“! Lebenserwartung Werden wir bald alle 100 Jahre alt? Diese Leserin zumindest hat das fest vor… Will lange leben! ASTRID RAAB, VIA FACEBOOK Also, meine Mutter ist knapp 87 und noch fit. Mein Vater könnte auch noch leben, wäre er zum Arzt gegangen. Ich habe den Wunsch, mindestens bis 100 zu leben! Passe daher sehr auf mich auf. Seltene Erden im Schrank Recycling Mit den Rohstoffen aus alten Handys könnte man den Materialbedarf für Smartphones zehn Jahre lang decken. Das Problem: Sie bleiben oft in der Schublade! FOTO: JUNPINZON – STOCK.ADOBE.COM dern alle Edelmetalle aus Elektroschrott, Autokatalysatoren, Schmuck und anderem“, sagt Recycling-Experte Hagelüken. Auch die Hamburger Kupferhütte Aurubis holt ihre Rohstoffe vermehrt aus dem Müll. Bis 2030 will das Unternehmen den Recycling-Anteil seiner Kupferkathoden auf 50 Prozent steigern. Technisch wäre das kein Problem: Kupfer kann ohne Qualitätsverlust zu 100 Prozent recycelt werden. Österreich diskutiert über ein Akkupfand Um die Wiederverwertung voranzutreiben, müssen aber auch die Verbraucher mitspielen. Und die entsorgen ihre Altgeräte bislang oft nicht korrekt. Laut dem „Global E-Waste-Monitor“ wurden 2019 weltweit nur 17,4 Prozent des Elektroschrotts gesammelt und recycelt. Der Rest verrottet auf Deponien oder wird verbrannt. Um das etwa bei Lithium-Batterien zu verhindern, wird in Österreich gerade über ein Batteriepfand diskutiert. Expertin Neligan hält andere Ansätze für sinnvoller, etwa die längere Nutzung von Geräten. Und neue Vorgaben zum Produktdesign: „Vieles ist bisher nicht auf ein Recycling hin konstruiert. Das muss sich ändern.“ MICHAEL AUST Natürlich ist die Rechnung theoretisch: Damit sie stimmt, müsste zum einen wirklich jeder sein altes Nokia oder iPhone an einer Recycling-Stelle abgeben – SammHanau. Gold, Platin, Lithium, seltene Erden: Für die Metalle und Mineralien in unseren Smartphones mussten Minenarbeiter im Kongo, in China und anderswo auf der Erde tief graben. Das ist aufwendig und wenig nachhaltig, zumal natürliche Ressourcen immer knapper werden. Eine Alternative dazu bietet das sogenannte Urban Mining, also das Ausbeuten menschengemachter Rohstofflager. Eine dieser „Minen“: die heimische Schublade. Dort horten die Deutschen laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom aktuell sage und schreibe rund 210 Millionen Alt-Handys! Jedes davon besteht fast zur Hälfte aus Metallen, die gut recycelbar wären. „Aus 1 Tonne Smartphones ohne Akkus lassen sich 200 bis 250 Gramm Gold holen“, sagt Christian Hagelüken vom Recycling-Spezialisten Umicore. Hinzu kommen Kupfer, Palladium, Silizium, Aluminium und andere Rohstoffe. Unternehmen haben das Potenzial erkannt Wie wertvoll Deutschlands Schubladenschatz genau ist, haben jetzt Forscherinnen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet. Adriana Neligan und Sarah Fluchs legten dafür zwei Zahlen übereinander: zum einen den Gesamtmetallwert unserer ungenutzt herumliegenden Handys – 240 Millionen Euro. Zum anderen den Materialwert der Metalle aller 2021 hierzulande verkauften Smartphones: 23,5 Millionen Euro. „Allein mit Schubladen-Handys könnte Deutschland also seinen Metallbedarf für Smartphones für über zehn Jahre decken“, kommentiert Neligan das Ergebnis. lerstücke inklusive. Zum anderen lassen sich auch nicht alle Geräte gleich gut recyceln. Trotzdem seien die Zahlen wichtig, glaubt die IW-Forscherin: „Sie zeigen, wie groß das Potenzial des Urban Mining ist.“ Das haben viele Unternehmen längst erkannt. Der Materialtechnologie-Konzern Umicore etwa – entstanden im 19. Jahrhundert als klassischer Bergwerksbetreiber – schürft seine Metalle heute zunehmend in urbanen Minen. „Wir recyceln nicht nur Gold, sonSchätzchen in der Schublade: 87 Prozent der Deutschen horten zu Hause alte Handys. 240.000.000 Euro ist der Metallwert aller ungenutzten Handys in Deutschland Quelle: IW Wo kann man Elektroschrott abgeben? aktiv-online.de/ elektroschrott 18. März 2023 aktiv 11 Zuschriften So erreichen Sie uns Schreiben Sie aktiv Ihre Meinung – bitte mit Postleitzahl und Ort. Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Kontakt zur Redaktion E-Mail: redaktion@aktiv-online.de Internet: aktiv-online.de/Kontakt facebook.com/aktiv.online.de de.linkedin.com/showcase/aktiv-online twitter.com/aktiv_online Anschrift: Postfach 10 18 63, 50458 Köln Mit der Übersendung eines Leserbriefs wird der Veröffentlichung in der Wirtschaftszeitung aktiv und im Internet sowie der Auswahl und Kürzung durch die Redaktion zugestimmt. Die Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

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